
Name des KMU | UnseKinder gGmbH |
Sitz | Arnold-Zweig-Straße 160, 18435 Stralsund |
Gründungsjahr | 2020 |
Mitarbeitende | |
Branche | Privater Schulträger |

Der Kinder- und Jugendcampus Stralsund ist eine Schule in freier Trägerschaft der unseKinder gGmbH, die sich zum Ziel gesetzt hat, die Kinder, durch gemeinsames Wirken und ein wertschätzendes Miteinander, auf ein aktives und selbstbestimmtes Leben im 21. Jahrhundert vorzubereiten. Er vereint Krippe, Kita, Hort und Schule in einem Gebäude und begleitet die Kinder vom ersten Lebensjahr bis zur allgemeinen Hochschulreife.
Um die Kinder und Jugendlichen auf diese komplexe und unbestimmte Welt vorzubereiten, sind neue zukunftsfähige Lehr- und Lernkonzepte nötig, die eine kreative und flexible Lernumgebung erfordern. Der aktuelle Standort ist diesen Herausforderungen nicht mehr gewachsen. Der Schustertypenbau bringt lange Wege mit sich, die gerade für Kinder mit motorischen Einschränkungen belastend sind. Zudem befindet sich das Gebäude in einem schlechten baulichen Zustand, welcher hohe CO2-Emissionen und einen hohen Energie- und Ressourcenverbrauch im Betrieb verursacht.
An dem neuen Standort befindet sich ebenfalls ein Bestandsgebäude, das zur Zeit als „Astrid Lindgren“ Förderschule betrieben wird und den Anforderungen der Barrierefreiheit entspricht. Durch eine energetische Sanierung und einen Erweiterungsbau soll das Bestandsgebäude aufgewertet werden, um sich den Herausforderungen einer neuen und nachhaltigen Lernumgebung zu stellen. Eine Alternative zu dem Projekt bildet ein reiner Neubau, der bereits in den letzten Jahren am Heinrich-Heine-Ring geplant wurde.
Die Hochschule Wismar unterstützt das gemeinnützige Unternehmen bei der Ideenfindung für eine zukunftsweisende Modernisierung und Erweiterung des bestehenden Gebäudes sowie bei der Entwicklung eines ganzheitlichen Konzeptes für einen innovativen Lern- und Begegnungsort mit Lernlabor und Experimentierwerkstatt als energiepositiver Modellbau und Energiequelle für das Quartier Knieper West. Hierbei spielt auch die Digitalisierung eine große Rolle. Durch die Erstellung von energetischen und räumlichen Simulationen mit Hilfe eines BIM-Modells können nachhaltige Planungsentscheidungen getroffen werden. Zudem wird durch die Arbeit mit der virtuellen und erweiterten Realität (VR- und AR-Brille) die Kommunikation und Planung effektiver gestaltet, da beispielsweise durch virtuelle Rundgänge das Konzept eines Raumes einfacher vermittelt und diskutiert werden kann.

Studentischer Entwurf
Im Wintersemester 2021/22 hat der Entwurf „Neubau Kinder- und Jugendcamp „unseKinder“ Stralsund – Ein nachhaltiger Ort zum Lernen“ mit den Studierenden der Fakultät Gestaltung an der Hochschule Wismar stattgefunden. Die Aufgabe war die Erstellung eines zukunftsweisenden und nachhaltigen Lehr- und Lernkonzeptes durch entsprechende bauliche Maßnahmen. Es soll ein idealer Ort zum Lernen entstehen, in dem sich Schüler, Lehrer und Eltern wohlfühlen und vielfältige Möglichkeiten erhalten, qualitativ hochwertig miteinander Kenntnisse und Wissen zu erwerben. Das Entwurfskonzept sollte schrittweise entsprechend der Schulentwicklung unter der Maßgabe ressourcensparender und nachhaltiger Zielsetzungen erfolgen. Eine modulare Bauweise mit einem hohen Anteil an Vorfertigung hat sich hier als geeignet erwiesen.

Planung Neubau
Mit dem Beginn des Forschungsprojektes „Standardholzbausysteme für öffentliche Gebäude” (HO_SY), gefördert durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft über das Förderprogramm Nachwachsende Rohstoffe, starteten auch die Planungen des Neubaus für den Kinder- und Jugendcampus Stralsund. Die Bebauung war auf einem Teilgelände des ehemaligen Plattenbaubetriebs Stralsund vorgesehen. Das im HO_SY Projekt entwickelte Standardholzbausystem wurde für die Konstruktion des Gebäudes verwendet. Am Anfang der Phase wurden erste Rahmenbedingungen und Zielsetzungen festgelegt. Durch den Einsatz klimapositiver Baumaterialien, energieeffizienter Technologien und regenerativer Energiequellen sollen nicht nur flexible, lichtdurchflutete Räume entstehen, die die Kreativität und Zusammenarbeit fördern, sondern sollte hier auch ein aktiver Beitrag zum Umweltschutz geleistet werden. Besonderheiten des entwickelten Konzeptes waren beispielsweise die Verwendung von nachwachsenden Rohstoffen für den Rohbau und Upcycling-Bauteilen für den Ausbau sowie die Versorgung des Stadtteils mit sauberer Energie.

Einsatz digitaler Hilfsmittel
Im Rahmen des Digitalprojektes unterstützte die Hochschule Wismar die Entscheidungsfindung während der Planung durch Verwendung von digitalen Hilfsmitteln wie Virtuelle Realität (VR) und Erweiterte Realität (AR), die es ermöglicht haben, das 3D-BIM Modell des Gebäudes interaktiv zu erleben. Mit diesen Tools wurde ein virtueller Rundgang durch das Gebäude erstellt, um die innovative Räumlichkeiten des klimapositiven Lernlabors zu erkunden und durch Verschiebung der raumbildenden Elemente diesen interaktiv mitzugestalten. So könnte ein architektonisches Konzept partizipativ mit den Nutzenden, Eltern, pädagogischen Fachkräften und einem internationalen Team von Studierenden der Hochschule Wismar entwickelt werden.

Nächste Schritte
In der weiteren Planung wird – alternativ zum Neubau – ein Bestandsgebäude Schritt für Schritt in ein Kinder- und Jugendcampus mit Erweiterungsbau umgebaut. Nach der Sanierung werden in dem Bestandsgebäude überwiegend die jüngeren Kinder untergebracht. Dieses beherbergt die Kita, der Hort, Lernfamilien, die Verwaltung und Therapieräume. Im Erweiterungsbau befinden sich neben den Lernräumen für die Älteren, ein Experimentarium, welches eine neue experimentelle Form der Fachräume darstellt, und die Gemeinschaftsräume, wie einen großen Mehrzweckraum, der hauptsächlich als Mensa genutzt werden soll, und die Bibliothek. Digitale Werkzeuge unterstützen weiterhin die Entscheidungsfindung und Partizipation in der Planung der zukunftsfähigen Lernumgebung.